Ludwig van Beethoven – 250. Geburtstag
Zu Ludwig van Beethoven 250. Geburtstag (1770-1827) ein Gedicht:
Ein schlichtes Zimmer – einfachst eingerichtet.
Allein. wie oft! – an seinem Instrument.
Reich inspiriert, wegweisenden Idee verpflichtet,
durch Lärm von draußen kaum noch abgelenkt,
horcht er zuinnerst auf seltsam neue Melodien,
die mächtiger denn je in seiner lauteren Seele klingen
und seinen Geist erfassend, nimmermehr entfliehn,
je mehr das Schicksal droht, sein Leben zu bezwingen.
Weit über Krankheit sich und Heimsuchung erhebend,
bietet ergreifende Musik dem wachen Sinn sich dar.
Ein höchstes Ziel im Alltagsungemach erstrebend.
Was dies Genie mit seinem Werk gegeben, es ist wahr!
Gewaltig siegt es über niedrig-allzu flaches Treiben
und atmet Kraft, geläutert auf dem Weg zum Ruhm.
Jahrhunderten ein Vorbild – nicht umsonst das Leiden.
Gefaßt, beherrscht und edel war sein Tun.
Dann nahm auch ihm der Tod die Feder aus den Händen
nach schwerem Kampf. – Die Flamme schlug empor.
Der Trauerzug durch Wien wollte nicht enden,
als ahnt‘ das Volk, welch Helden es verlor.
Nimmst du sie heute wahr, gehen sie dir zu Herzen?
Töne, die Freiheit, das Gute nur verkünden.
Aus reinem Born geschöpft, doch auch in manchen Schmerzen.
Vollendung! – Trotz alldem zu sich selbst zu finden.
Edith Stahl
Aus „Natur und Leben“, Gedichte
Verlag Hohe Warte